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Entdecke die Liebesgedichte von Else Lasker-Schüler




Sie liebte das Spielen und sie liebte die Männer. Einer meiner Lieblingsverse von der "Prinzessin aus Bagdad" : "Wenn du da bist, bin ich immer reich."


Keine spiegelt die Magie des Monats Februars so wider, wie Else Lasker-Schüler. Wir verkleiden uns, um die bösen Geister zu vertreiben; wir schenken uns Liebesbotschaften am Valentinstag. Else Lasker-Schüler tat beides -- sich verkleiden und sich verlieben. Sie war die "Dichterin von Arabien" und schrieb aus der Feder ihrer alter Egos den Angebeteten Liebesgedichte, wie sie noch nie da waren.


Für Gottfried Benn war sie „die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte“. Der Literat Karl Kraus nannte sie die „stärkste und unwegsamste Erscheinung des modernen Deutschlands“ und für Peter Hille der „schwarze Schwan Israels“. Die tollkühnen Else Lasker-Schüler brachte im Berlin der Jahrhundertwende weibliche Wortkunst auf ein völlig neues Level.

 

Ihr wundersamer Lebensweg beginnt 1869 in Wuppertal als jüngste von 6 Kindern jüdischer Eltern. Obwohl sie behütet aufwächst, ist Elses Jugend geprägt von Verlusten. Ihr Lieblingsbruder Paul und ihre geliebte Mutter, sterben sehr früh.


Berlin, ich komme

 

Um der Kleinstadt zu entkommen, heiratet sie den Arzt Jonathan Lasker, der sie mit nach Berlin nimmt. Berlin ist kurz vor der Jahrhundertwende die Brutstätte des Expressionismus. Die 25-jährige stürzt sich in das Treiben der Bohème. Mit ersten Gedichten macht sie sich einen Namen in der Literaturszene. Ganze Tage verbringt sie im Romanischem Café, die Künstlerkneipe schlechthin. Sie tauscht sich mit Freunden und Kollegen aus, gehört zur Berliner Avantgarde und ist eine geniale Netzwerkerin, die die inspirierende Atmosphäre Berlins aufsaugt.


In der Kulturszene sucht sie sich die Bühnen, sie liebt die Maskerade und das Extravagante. Vielleicht ist sie sogar die erste Performance Künstlerin, die Deutschland je hatte. Auf die einen wirkt sie befremdlich, auf die Anderen faszinierend. Fest steht, dass sie als eine der wenigen weiblichen Triebkräfte die Kunstwelt erschüttert: sie schildert das weibliche Begehren, setzt sich mit Sexualität auseinander. Durch Else Lasker-Schüler entstehen die ersten erotischen Gedichte von Frauen mitten im wilhelminischen Militärmief.


Else und ihre Männer

 

Angekommen in Berlin lässt sie sich schon recht bald scheiden und zieht in eine Künstlerwohngemeinschaft. Dort lernt sie ihren zweiten Mann kennen, den fast zehn Jahre jüngeren Georg Levin. Später wird dieser zu den wichtigsten Kunst- und Kulturförderern der Weimarer Republik. Sie gibt ihm einen neuen Namen: Herwarth Walden.


Poster abstakt Gedicht Tibetteppich
Else Laser-Schüler - Ein alter Tibetteppich

Die Inspirationsquelle für ihre großartige Poesie ist Ihre Neigung zur Schwärmerei. Der Zustand des Verliebtseins bringt ihr Schreiben in Gang. Sie lebt ihre Leidenschaft in Versen aus und findet dafür schwindelerregende Wort- und Sprachbilder.


Die Gattung der literarischen Liebeserklärung erhielt durch sie eine neue Bedeutung. Und geliebt hat die Lyrikerin Viele. Den meisten gab sie einen oder mehrere neue Namen. Der Dichter Georg Trakl war ihr Ritter aus Gold, den Literaten Karl Kraus nannte sie mal Dalai Lama, mal Kardinal.





 „Spielen ist alles“

 

Else Lasker-Schüler tauchte ihr ganzes Leben lang in eine Phantasie- und Traumwelt ab, sie mystifizierte es. Jüdische und arabische Mythen waren ihre Schatztruhe und Inspiration.

Sie gab nicht nur ihren Liebhabern neue Namen, auch sich selbst: Enkelin des Shayks, ehemaliger Jusuf von Ägypten und Liebling des Pharaos. Sie erfand sogar ihre eigene Ursprache, die ihr im Traum zugeflüstert wurden. Sie spielte!


 

„Mein lieber blauer Reiter…“


Mit dem Münchner Künstler Franz Marc hatte Sie einen jahrelangen produktiven Briefwechsel, in der sie fiktionale Briefe mit ihrem Zeichentalent kombiniert. Sie schreiben in den Rollen des Blauen Reiters und des Prinz von Thebens, die beiden sind wie seelenverwandt. Nie wieder nimmt jemand ihre Fantasie – und Rollenspiele so ernst. Beide verbindet die Farbe blau als ihre Lieblingsfarbe, für Else ist es die Farbe der Poesie, für Marc die Farbe der Kraft.




Else Lasker-Schüler inspiriert, aus der Rolle zu fallen, extravagant zu sein, sich zu verkleiden, zu spielen, vielleicht sich auch hemmungslos zu verlieben und keinen Hehl daraus zu machen. Für mich klingt das nach einem lebendigen und echtem Leben, in dem man sich selbst treu ist. Wäre da nicht der Alltag, der diese Lebendigkeit in den Hintergrund drängt. Wir funktionieren, sind zu müde, um in uns reinzuhören und alles rauszuholen, was an Kreativität so in uns steckt.

Dann nimm dir ein Gedicht von der Laser-Schüler und lass dich ein bisschen verzaubern... Dies ist eines meiner Lieblingsgedichte:


Mein Liebeslied


Auf deinen Wangen liegen

Goldene Trauben.

Aber dein Herz ist ein Wirbelwind,

Dein Blut rauscht, wie mein Blut –

Süß

An Himbeersträuchern vorbei.

O, ich denke an dich – –

Die Nacht frage nur.

Niemand kann so schön

Mit deinen Händen spielen,

Schlösser bauen wie ich

Aus Goldfinger;

Burgen mit hohen Türmen!

Strandräuber sind wir dann.

Wenn du da bist,

Bin ich immer reich.

Du nimmst mich so zu dir,

Ich sehe dein Herz sternen.

Schillernde Eidechsen

Sind dein Geweide.

Du bist ganz aus Gold –

Alle Lippen halten den Atem an.






 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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